“Seht mich nicht an, weil ich schwärzlich bin,” - Hohelied 1,6
Je mehr ein Christ heranreift, desto mehr schämt er sich seiner Sünden, weil ihm die Sünde so hassenswert erscheint. Wenn er sich im Licht Gottes sieht, verabscheut er sich viel mehr, als andere es tun. Der Christ aber jagt der Heiligkeit nach und hasst die Sünde. Er kann auch nicht den kleinsten Fleck der Sünde an sich dulden. Er weiß, was Sünde wirklich ist. Ein Mensch, der Gott nicht kennt und fürchtet, übertritt alle seine Gebote, ohne dass ihn sein Gewissen verklagt.
Aber ein Liebling des Himmels, der an der königlichen Tafel sitzen darf, der die ewige Liebe Gottes an sich selbst erfahren hat, kann es nicht ertragen, auf irgendeinem “Weg der Mühsal” zu gehen, der den Heiligen Geist betrüben und dem Namen Christi zur Unehre gereichen könnte. Eine “kleine” Sünde, wie die Welt es nennt, ist für einen wahrhaftigen Christen eine große Sünde.
Ich frage euch nun, ob ihr wisst, was es bedeutet, bekümmert zu sein, weil ihr in euren Worten unbesonnen wart? Wisst ihr, was es ist, sich an die eigene Brust zu schlagen, weil ihr zornig wurdet? Vielleicht wurdet ihr gereizt, aber immerhin, ihr wurdet erregt und redetet unbedacht. Hast du je eine schlaflose Nacht verbracht, weil du im Geschäft ein Wort geäußert oder etwas getan hattest, das du nach reiflicher Überlegung nicht rechtfertigen konntest? Kommen dir nie die Tränen, wenn du dich deinem Herrn nicht als ähnlich erweist und da fehlst, wo du gehofft hattest, richtig zu handeln?
Ich würde wenig um deine Gottseligkeit geben, wenn du nie solche Erfahrungen gemacht hättest. Buße ist ebenso ein Kennzeichen des Christen wie der Glaube. Denke nicht, dass wir mit der Buße fertig sind, wenn wir zu Christus kommen und die Vergebung unserer Sünden empfangen durch das Blut, das einst zur Sühnung floss. Nein, wir werden Buße tun, solange wir sündigen und solange wir der Reinigung bedürfen. Solange Sünde vorhanden ist oder uns eine Neigung zu irgendeiner Art von Sünde umlauert, wird uns die Gnade Gottes veranlassen, die Sünde zu verabscheuen und uns ihretwegen vor dem Allerhöchsten zu demütigen. (CHS)
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