"Nur auf Gott wartet still meine Seele; denn von ihm kommt, was ich hoffe." (Ps 62,6). Wir rechnen im Allgemeinen viel zu wenig damit, dass unsere Bitten erhört werden. Daraus geht hervor, wie wenig ernst es uns mit unserem Gebet ist. Ein Bauer ist nicht zufrieden, wenn er keine Ernte bekommt; ein Schütze wird genau prüfen, ob die Kugel ins Schwarze getroffen hat; ein Arzt beobachtet die Wirkung der Medizin, die er verschrieben hat. Sollte allein der Christ im Blick auf die Frucht seiner Gebete gleichgültig sein? Jedes Gebet eines Christen, das im Glauben und in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes und unter der Wirkung des Heiligen Geistes gesprochen wird — ganz gleich, ob es sich dabei um zeitliche oder geistliche Segnungen handelt —, ist beantwortet oder wird beantwortet werden. Gott antwortet immer auf die Absicht und Gesinnung, aus der heraus wir beten. Er tut das, was bei Berücksichtigung aller Punkte am meisten zu seiner Ehre und zum geistlichen und ewigen Heil der Seinen dient. Wir finden im Neuen Testament keine Begebenheit, bei der Jesus jemand, der ihn um Hilfe bat, zurückgewiesen hätte. Deshalb wird auch kein Gebet in seinem Namen vergeblich sein. Es kann sein, dass die Antwort auf unser Gebet unterwegs ist, wenn wir auch noch nichts davon wahrnehmen. Das Saatkorn, das im Winter unter dem Erdboden liegt, schlägt Wurzel, um im Frühjahr zu blühen und im Herbst Frucht zu tragen. Dabei ist über der Erde nichts zu sehen, sondern alles scheint tot und verloren. Wenn unsere Gebete nicht sofort erhört werden, sind das nicht nur Anfechtungen für den Glauben, sondern wir bekommen dadurch Gelegenheit, Gott durch unser festes Vertrauen zu ihm zu ehren — auch wenn unsere Bitten augenscheinlich abgewiesen wurden. C.H.S.
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