In dieser kurzen Beitragsreihe wollen wir uns mit einer Auswahl der sogenannten "kleinen Propheten" aus dem Alten Testament beschäftigen. Die Bezeichnung "kleine Propheten" kommt wohl daher, weil sie einen vergleichsweise kleinen Textteil des Alten Testaments ausmachen. Daher und wegen ihrer oft harten und schwer verständlichen Sprache kommen sie beim Bibelstudium leider öfter zu kurz. Doch wie so oft, lohnt es sich auch hier das Kleingedruckte zu lesen. Meistens ist darin mehr und wichtigerer Inhalt verborgen als auf den ersten Blick erkennbar. Und die kleinen Propheten haben es definitiv in sich!
Die kleinen Propheten finde ich klasse, weil man sie relativ schnell und trotzdem konzentriert durchlesen und sich so einen Eindruck von der Botschaft verschaffen kann, die sie enthalten. Man liest sie dann so, wie sie damals die Menschen hörten, an die diese Botschaften zuerst gerichtet waren. Oft kann man sich bei einem geöffneten Herzen dem Eindruck nicht entziehen.
Pro Beitrag möchten wir uns einen der kleinen Propheten anschauen. Dabei beleuchten wir kurz den Zweck und die Botschaft des Propheten und versuchen eine Struktur zu finden, die den Überblick und die Verständlichkeit erleichtert. Oft haben die Propheten eine persönliche Ansprache an mich und dich, sodass wir auch Hinweise für unser Glaubensleben herausarbeiten werden. Das Highlight jedes Beitrags soll aber die Spurensuche nach dem Messias des Alten und Christus des Neuen Testaments, dem Herrn Jesus, bilden. Er ist die zentrale Person der ganzen Bibel und insbesondere der Prophetie!
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Für unsere Beitragsserie starten wir mit dem Propheten Maleachi.
Ich möchte dich dazu ermuntern Dir die Zeit zu nehmen und den ganzen Propheten durchzulesen! Lass ihn unvoreingenommen auf Dich wirken und versuch den Inhalt und die Botschaft zu verstehen. Bitte Gott vor dem Lesen um Seine Leitung und das richtige Verständnis durch Seinen Geist.
Wenn du fertig mit Lesen bist, fragst du dich jetzt vielleicht, warum wir mit dem letzten Propheten des Alten Testaments beginnen. Naja, nach Maleachi enthält die Bibel keine prophetische Botschaft mehr an das Volk Israel, bevor Gott im Neuen Testament einen ganz neuen Zeitabschnitt beginnt. Dazwischen liegen über 400 Jahre, in denen Gott einfach nur schweigt. Wie furchtbar! Letzte Worte sind oft bedeutsame Worte und auch Maleachi enthält einen letzten Appell an Gottes Volk, die Dinge doch so zu machen, wie Er es ihnen gezeigt und von ihnen gefordert hat. Uns, die wir auch in „letzten Tagen“ (2. Timotheus 3,1) leben, hat Maleachis Botschaft daher ganz besonders etwas zu sagen.
Maleachi spricht zu dem Volk Israel bzw. dem Überrest, der durch Gottes Führung nach Israel zurückkehren konnte. Mittlerweile war die Stadtmauer (Nehemia) und der Tempel (Esra) wiederaufgebaut und der Gottesdienst neu organisiert worden. Das Volk hatte durch Gottes Gnade trotz aller Umstände damit eine Zeit der Rückkehr, der Wiederherstellung und des Segens durchlebt. Aber nach und nach hatten sie sich innerlich wieder von Gott entfernt und in vielen Lebensbereichen versagt.
Der Zweck des Propheten Maleachi liegt daher darin, dem Volk Israel seine Verfehlungen aufzuzeigen und sie zur Umkehr zu bewegen. Hierzu dient besonders die Struktur des Buches, das als ein Dialog zwischen Gott und Seinem Volk aufgebaut ist. Gott stellt ihnen ihre Sünden in dem jeweiligen Lebensbereich vor und führt ihre Antworten auf. Die kannst du immer an dem „ihr sprecht“ erkennen.
Das führt uns zu der entsprechenden Struktur und den folgenden Fragen, die wir im Einzelnen durchgehen möchten.
1. „Worin hast du uns geliebt?“ – Kapitel 1 Vers 2
Die erste Frage zeigt uns direkt die Dreistigkeit des Volkes Israel. Nachdem Gott ein echtes Bekenntnis zu ihnen ausgesprochen hat, das auch dich und mich heute noch trösten kann, fragen sie ihn nach Beweisen seiner Liebe. Sie verkennen komplett, mit wem sie es zu tun haben und denken, von Gott Rechenschaft fordern zu können.
Gott antwortet, indem Er ihnen Seine Souveränität und Gnade vorstellt, in denen Er sie gegenüber ihrem Brudervolk der Edomiter erwählte und bevorzugte. Dies lag nicht in ihnen begründet, sondern allein in seinem Wesen, das Liebe ist. (siehe z.B. 5. Mose 7,7)
- Kennst du das aus deinem Leben? Du kannst Gottes Liebe aktuell nicht spüren oder hast Ihn vergessen? Das liegt immer an dir und nie an Ihm! Erinnere dich doch daran, woraus Er dich errettet hat und was du dafür getan hast. War es nicht allein Seine Liebe?
2. + 3. „Womit haben wir deinen Namen verachtet?“ + „Womit haben wir dich verunreinigt?“ – Kapitel 1 Verse 6 +7
Als nächstes stellt Gott dem Volk Israel und besonders den Priestern ihre Sünden bezogen auf den Altar (=Tisch) des Herrn vor. Zwar hielten sie äußerlich die Opfergaben ein und folgten den Anweisungen Gottes, aber bei genauem Hinsehen entsprach es eben nicht Seinen Gedanken. Sie hatten vergessen, wer Gott ist und so auch völlig das Gespür dafür verloren, was zu Ihm passt und was nicht. Sie nahmen es mit Seinen Vorschriften zu den Opfern und der Heiligung nicht so genau und hatten nicht mehr viel für den Opferdienst übrig. Das zeigte sich erstens, indem sie Gott nur die Reste, das Schlechte, das Überflüssige brachten und die guten Tiere für sich behielten. Zweitens brachten sie den Altar mit Sünde in Verbindung und achteten so nicht die Heiligkeit Gottes und Seines Tempels. Gott antwortet ihnen, dass Er ihre Opfer nicht mehr annehmen wird und sich stattdessen Seine Ehre und Anbetung von anderen Völkern „holen“ wird. Ja, Er droht ihnen sogar Fluch statt Segen an, was sie wohl teilweise auch schon erfahren hatten.
- Wie ist das bei mir und dir? Bringen wir vollen Einsatz für den Herrn? Bekommt Er nur die Reste meiner Zeit und Energie oder das Erste und Beste meines Lebens? Er ist es wert, nichts weniger ist Ihm würdig. Und wie sieht es mit dem Gottesdienst aus? Wie kommst du dahin? Mit Sünde und ungeklärten Dingen belastet? Interessiert dich der Gottesdienst überhaupt noch oder ist es dir oft nur eine zusätzliche Anstrengung und Mühe? Sieh doch einmal darauf, zu wem du da kommen darfst, erinnere dich daran, wer Er ist und komm vorbereitet! Verbring mehr Zeit vor dem Spiegel des Wortes Gottes als vor deinem Badspiegel! Dann wirst du auch wieder den Segen aus den Zeiten mit Gott bekommen, den du einmal hattest und jetzt vielleicht schmerzlich vermisst. Und wenn du dich in deiner Gemeinde einbringst, Aufgaben übernimmst: Mach es von ganzem Herzen, mit voller Energie! Nicht nur mal noch eine Predigt aus dem Internet ziehen, sondern etwas für Gottes Sache einsetzen... Zeit für und mit Ihm ist nie umsonst; Er lässt sich nichts schenken!
4. „Warum? (bedecken wir den Altar des Herrn mit Tränen) – Kapitel 2 Vers 14
Während sich die ersten zwei Anklagen besonders mit der direkten Beziehung zu Gott, dem Gottesbild, das sie hatten und dem daraus folgenden Gottesdienst befassen, kommen wir jetzt zu einem weiteren Bereich. Es geht Gott um die zwischenmenschlichen Beziehungen, die sie pflegten. Zunächst um die Verbindungen, die sie zu den fremden Völkern mit ihren Göttern um sie her pflegten. Ab Vers 13 aber besonders um die mittlerweile ausgeweitete Anwendung der Entlassung der Ehefrau. (5. Mose 24,1) Dies war ein Punkt, mit dem die Juden selbst zur Zeit des Herrn Jesus noch Probleme hatten. (vergleiche Matthäus 5,31; 19,3-9/Markus 10,2-12 und Lukas 16,18) Der Herr sagt Ihnen ganz klar, dass es sich nur auf den Fall des Ehebruches bezieht und wegen ihrer eigenen Herzenshärte erlaubt wurde. Gottes Absichten und Plan aber war von Adam und Eva an, dass die zwei „ein Fleisch sein sollten“ und niemand das scheiden soll, was „Gott zusammengefügt hat“. Der Altar Gottes wurde deshalb mit den Tränen der entlassenen Frauen benetzt, die neben der Schande nun auch ohne Versorgung dastanden. Gott sah das alles als Treulosigkeit gegenüber Sich Selbst an.
- So weit geht auch Gottes Beurteilung unserer menschlichen Beziehungen, besonders in der Familie und mit dem Ehepartner, aber auch in der Familie Gottes! Das Neue Testament bestätigt an mehreren Stellen, dass wir nur bei reinen und intakten Beziehungen untereinander Gott dienen und Ihm wahre Anbetung bringen können. (Matthäus 5,24; Johannes 4; 1. Petrus 3,7; 1. Timotheus 3,4f.) Wie lebst du deine Beziehungen aus und nach welchen Maßstäben? Wirst du deiner Familie gerecht und kannst mit unbeschwertem Gewissen und freiem Herzen zu Gott kommen?
5. + 6. „Womit haben wir ihn ermüdet?“ + „Wo ist der Gott des Gerichts?“ – Kapitel 2 Vers 17
Zusammengefasst lassen sich die nächsten beiden Fragen mit einem klaren Verlust der Gottesfurcht und des Respekts vor Ihrem Gott verbinden. Sie hatten das Gute und das Böse relativiert, die Maßstäbe verschoben. Sie fragten sich, wo, wann, ja ob Gott überhaupt Gericht über Sünden bringen würde oder überhaupt könnte. Es schien ihnen, als ob Gott nicht zwischen Gut und Böse unterscheidet und sie verhielten sich entsprechend. Damit waren sie allen anderen Menschen gleich geworden und hatten völlig die Furcht vor Gott und den Konsequenzen der Sünde verloren. (Prediger 8,11; Römer 3,10f. + 18)
- Kommt dir das bekannt vor? Wie ist das in unserer Zeit, wo alles relativ gut oder böse ist? Hast du noch einen klaren Blick für Gottes Maßstab und Seine Ansprüche? Er wird einmal alles ins Gericht bringen, auch wenn heutzutage Spötter sagen, dass es kein Gericht geben wird, ja sogar in der Christenheit Sünde nicht mehr so genannt wird. (lies hierzu einmal 2. Petrus 3!) Doch Gott ist gerecht und auch „unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebräer 12,29) und die „Furcht des Herrn ist die Anfang der Erkenntnis“ (siehe Sprüche 1,7; 8,13; 9,10) Sie gibt dir echte (Aus-)Richtung für dein Leben!
Gott antwortet den Israeliten hierauf ab dem 3. Kapitel, indem Er ihnen das kommende Gericht und vor allem die zentrale Person desselben vorstellt. Dazu kommen wir dann aber im nächsten Teil des Beitrags mit dem absoluten Highlight (Spoileralarm!) und lassen das bisher Entdeckte erstmal wirken. Gottes Segen und Leitung dafür!
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