Wann hast Du das letzte Mal in Deiner Gemeinde eine Predigt zum Thema Habgier, Besitz, Freigiebigkeit und Geld gehört? Also, ich muss da schon länger im Gedächtnis kramen. Es ist eben kein "Wohlfühlthema", sondern eines, das uns ins Licht Gottes stellt und Konsequenzen fordert.
Insgesamt scheint es, dass der materielle Bereich unseres persönlichen und gemeinsamen Lebens als Christen oft vom "geistlichen" Bereich getrennt wird. Dabei sieht Gottes Wort hier keinen Unterschied, sondern verknüpft vielmehr "geistlichen Gottesdienst" mit der Bereitschaft zu geben und guten Werken. (siehe Jakobus 1,27)
"Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen." - Hebräer 13,15f.
Ein entsprechender Umgang mit Geld und Besitz ist sogar ein deutliches Entscheidungsmerkmal für die Mitarbeiter des Apostels Paulus gewesen, um Älteste und Diakone anzustellen. (Titus 1,7 vgl. 1. Petrus 5,2; 1. Timotheus 3,8f.)
Im Gegensatz dazu ist der falsche Umgang mit Besitz sowie Geld als Motivation zum Dienst ein Erkennungszeichen für falsche Lehrer, Irrlehrer und böse Arbeiter im Volk Gottes. (Johannes 10,13; Titus 1,11; 2. Petrus 2,12ff.; Hesekiel 34,1-6)
Und auch wenn wir an die Gemeindezucht denken, die nach Gottes Wort zu einer gesunden und biblischen Gemeinde gehört, finden wir die Habsucht wieder:
"Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Hurer ist, oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Räuber, mit einem solchen selbst nicht zu essen... Ihr, richtet ihr nicht die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott; tut den Bösen von euch selbst hinaus." - 1. Korinther 5,9-13
Wenn das Leben eines Gläubigen von Habsucht gekennzeichnet ist, muss die Gemeinde mit ihm handeln! Oft erlebe ich Gemeindezucht nur in krassen Fällen von sexuellen Verfehlungen wie Ehebruch und Hurerei, aber Gottes Wort stellt das alles auf eine Stufe. Warum machen wir einen Unterschied?
Die Antwort ist sicher vielfältig, aber ich möchte sie auf zwei Hauptpunkte zurückführen. Zum einen fällt die Beurteilung und Einschätzung, ab wann jemand ein Habsüchtiger ist, schwerer als bei einem klaren, andauernden Fall von Ehebruch oder Hurerei. Zum anderen haben die meisten Gläubigen eine klarere Sicht für sittlich-moralische Sünden in ihrem eigenen Leben als für die Sünde der Habsucht. Sie ist viel subtiler und macht uns trotzdem so viel zu schaffen, dass sich kaum einer ein Urteil über den Anderen erlauben kann.* Daher ist die Notwendigkeit und Ausübung von Zucht in so einem Fall vermutlich viel schwerer abzuschätzen und durchzuführen.
Doch nicht nur für Gemeindezucht, sondern auch im Zusammenleben als Christen wird Habsucht thematisiert. In unserem Verhalten als Christen untereinander soll Habsucht noch nicht einmal genannt werden, also ein Tabu sein.
"Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, wie es sich für Heilige gehört; auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung. Denn dieses wisst und erkennt ihr, dass kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger (der ein Götzendiener ist) ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes." - Epheser 5,3-10
Auch sollen wir in Dingen, die unseren Besitz und eventuelle Diskussionen bzw. Unklarheiten darüber betreffen, nachgiebig sein und uns selbst zurücknehmen, damit der Name Gottes nicht verunehrt wird.
"Aber ihr tut unrecht und übervorteilt, und das Brüder! Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht ererben werden? Irrt euch nicht! Weder Hurer noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Weichlinge, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Räuber werden das Reich Gottes ererben. Und solches sind euer einige gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes." - 1. Korinther 6,8-11
Wenn wir Habgier jetzt vorwiegend auf den materiellen Bereich des Gemeindelebens bezogen haben, so lassen sich Tendenzen der Habgier und ihre Auswirkungen im geistlichen Bereich direkt im Gemeindeleben verspüren. Was ist es anderes, wenn ich lieber Zeit für mich haben möchte, statt sie für den Herrn einzusetzen? Was anderes, wenn ich lieber meinem Hobby nachgehe als dem, was zur gegenseitigen Auferbauung dient? Was anderes, wenn ich mit leerem Herzen vor dem Herrn erscheine, wie wenn ich nichts für die Sammlung "in der Tasche" habe?
Ist das nicht oft der verborgene Grund für den Mangel in unseren Gemeindestunden? Für lange Pausen und leere Gebete? Für wenig erbauliche Predigten? Für fehlende Dienste? Auch für wenige Diener Christi, die nur noch Gott als ihren Arbeitgeber haben? - Das eigene Ich steht über den Ansprüchen des Herrn und denen der Gläubigen sowie Menschen um mich her! Ach, dass das doch bei mir und Dir nicht so ist und wenn doch, der Herr uns dann verändern und bereit zur Selbstaufgabe in Seinem Dienst machen kann!
"Ihr habt viel gesät und wenig eingebracht; ihr esst, aber nicht zur Sättigung; ihr trinkt, aber nicht zur Genüge; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn für einen durchlöcherten Beutel. So spricht der HERR der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!... Weshalb das?, spricht der HERR der Heerscharen; wegen meines Hauses, das wüst liegt, während ihr lauft, jeder für sein eigenes Haus." - Haggai 1,6-9
"Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei; und prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß." - Maleachi 3,10
_______________________________________________________________ *Gemeindezucht sollte hier wie dort im Bewusstsein der eigenen Fehlbarkeit, Demut und Vorsicht vor dem eigenem Versagen geschehen, was die Beteiligten jeweils zur Demütigung unter den vorliegenden Zustand führt.
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